2. Bundesliga Ost, 2. bis 3.10.2010 in Zwettl
Gasthaus Schierhuber

Der technische Aufwand für die Internetübertragung der ersten und zweiten Runde der Ost-Bundesliga im Zwettler Hamerlingsaal war für die insgesamt 72 Partien erklecklich. Neben der umfangreichen Verkabelung der 36 vollelektronischen Schachbretter, waren einige Spitzen-Notebooks und andere Computer erforderlich, um den zigtausenden Schachfreunden in ganz Österreich (sogar weltweit) das Ereignis live auf den eigenen Bildschirm zu bringen. Vom österreichischen Schachbund, als auch vom NÖ. Schachverband wurden entsprechende Hinweise an prominenter Stelle gebracht - das gab der guten Sache einen gehörigen Auftrieb.

Durch die gleichzeitige Abwicklung der laufenden Waldviertler Mannschaftsmeisterschaften am ersten Tag, mutierte die Veranstaltung zum größten Schachevent in der Region. Neben den 72 Spitzenathleten der 2. Bundesliga Ost, füllten noch etwa 90 regionale Denksportler  aus der Waldviertel-Liga, als auch 1. und 2. Klasse die riesige Arena. Vizebürgermeister DI Johannes Prinz, Sportstadtrat Johann Zlabinger und namhafte Sponsorenvertreter gaben dem Turnier den offiziellen Charakter, den SK Zwettl-Obmann Christian Schierhuber zu schätzen wusste. Nach einer kurzen Belehrung durch den internationalen Schiedsrichter Christian Fleischhacker gab es für die Akteure nach dem Startkommando kein Halten mehr.

Von den sechs Paarungen des ersten Tages endeten fünf Partien mit 4:2 bzw. 2:4, nur das Wiener Derby Währing kontra Wieden kam auf  3 ½:2 ½ Punkte. Zwettl, Pamhagen, Wiener Neustadt und Tschaturanga Neubau besiegten ihre Kontrahenten Niederabsdorf, Eichgraben, Nickelsdorf und Husek Wien 4:2, umgekehrt verlor im burgenländischen Zweikampf Wulkaprodersdorf gegen Mattersburg 2:4. Bei den elostärkeren Waldviertlern punkteten die beiden Großmeister Thomas Polak und Pavel Blatny gegen FM Florian Pötz und MK Christopher Schwarhofer voll, auch FM Petr Buchnicek lieferte gegen MK Bernd Wolfram seinen Einstandssieg in der Ostliga ab. Für IM Neklan Vyskocil gab es gegen Peter Schreiner ein Unentschieden, ebenfalls Remis trennten sich MK Stefan Wagner und sein Gegenüber NM Kay Hansen. Für MK Martin Zwettler war bei NM Daniel Wiedermann Endstation.

Sonntagvormittag um 10 Uhr starteten die zwölf Teams in die zweite Runde. Da werden in den vielen Stunden einer Spitzen-Schachpartie Theorie und Praxis, als auch große Erfahrung in handfeste Tatsachen umgemünzt. Hier geht es um Sieg oder Niederlage - um Sein oder Nichtsein. So schafft Wiener Neustadt eine vernichtende Niederlage gegen die gar nicht so schwache Eichgrabener Crew. Nur Thomas Mayr holt einen halben Punkt von MK Robert Wiedner, somit 5.5:0.5 - unerklärlich. Ob da die Niederlage vom Vortag gegen Pamhagen noch in den Knochen steckte? Das Wiener Derby vom Tag gewinnt Husek Wien mit 4:2 gegen Aljechin Wieden mit Siegen von GM Denez Boros, IM Oliver Mihok und Bernhard Haas gegen Juri Hodisch, Johannes Heiny und die erste Titelträgerin im Bewerb WFM Daiva Batyte. Mattersburg und Neubau trennen sich 2.5:3.5, das burgenländische Duell zwischen Nickelsdorf und Wulkaprodersdorf endet unentschieden 3:3. Auch Niederabsdorf musste sich gegen Pamhagen mit der Punkteteilung zufrieden geben. Gegen Raiffeisen Währing behielt Zwettl die Oberhand und holte sich vier Zähler, die von GM Thomas Polak, IM Neklan Vyskocil, FM Petr Buchnicek und MK Stefan Wagner erkämpft wurden, deren „Opfer“ IM Alexander Fauland, IM Aco Alvir, FM Joachim Wallner und Christian Lovrinovic trotz tapferer Gegenwehr unterlagen. Für GM Pavel Blatny kam das Aus gegen IM Khaled Mahdy und der oftmalige Topscorer FM Karl Janetschek zog gegen Tom Nolz den Kürzeren.

Die Beteiligung von Titelträgern bei dieser Kampagne ist rekordverdächtig: Neben fünf Großmeistern, kamen noch 17 internationale Meister, 15 Fidemeister, sowie 11 Meisterkandidaten zum Einsatz! Zwei Frauen brachten weiblichen Charme  unter 70 Männer: Die Burgenländerin Evelyn Rampler und die für Aljechin/Wieden spielende Daiva Batyte - schmückte sich mit dem Attribut WFM = weibliche Fidemeisterin!

KARL WAGNER

Fotos: Franz Modliba