BERICHTE

Mannschafts-EM in Bulgarien:

Bronzemedaille für Eva Moser! 

Die diesjährige Mannschafts-Europameisterschaft wurde von 10. bis 21. Oktober in Plovdiv ausgetragen. Die Stadt hieß früher Philippopolis und geht auf Philipp II. von Makedonien zurück, den Vater Alexanders des Großen. Das „Kolosseum“, das unter ihm erbaute Amphitheater, bot einen exquisiten Rahmen für die interessant konzipierte Eröffnungsfeier.

Vom Glanz der alten Tage blieb nicht allzu viel übrig, Bulgarien kämpft mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen und muss in den nächsten Jahren seine EU-Reife erst nachweisen. Das Preisniveau ist noch auf einem angenehm niedrigen Niveau, vor allem Lebensmittel und Getränke erschienen uns sehr billig.

Die Menschen begegneten uns sehr höflich und zuvorkommend, obwohl mangels Sprach- und Schriftkenntnissen – in Bulgarien wird kyrillisch geschrieben – die Kommunikation oft schwer fiel.

Das Turnier begann mit einem Zwischenfall, der allgemein Schmunzeln hervorrief, nicht jedoch beim Betroffenen: Vor Beginn der ersten Runde wurde dem FIDE-Weltmeister Ponomariow zum Geburtstag gratuliert. Dann wurde nochmals auf die Regelung hingewiesen, dass Handyläuten mit sofortigem Partyverlust geahndet werde. Zehn Minuten später erhielt Ponomariow die nächsten Glückwünsche, allerdings per Telefon, das er vergessen hatte abzuschalten ... 1-0 für Schweden.

Diese Mannschafts-EM wartete mit einer Neuerung auf, was das Wertungssystem betrifft: Waren bisher bei Mannschafts-Europameisterschaften wie auch bei Olympiaden die Brettpunkte erstes Kriterium, entschieden jetzt wie in der deutschen Bundesliga die Mannschaftspunkte. Mir persönlich gefällt diese Regelung sehr gut, denn dadurch wird der Teamcharakter des Turniers unterstrichen: Je nachdem, wie sich der Stand der Dinge auf den übrigen Brettern entwickelt, muss/ kann man Risiko eingehen oder vermeiden.

Die österreichische Damenmannschaft avancierte schnell zum Spezialisten für ein 1-1. Während Eva Moser in Höchstform agierte und eine WGM nach der anderen schlug, erzielten Helene Mira bzw. Margit Hennings oft das komplementäre Resultat. Ein positiver Abstecher gelang gegen die Slowakinnen, vor vier Jahren immerhin Europameister, die 2-0 besiegt wurden. Eva Moser erzielte 6/9 gegen stärkste Konkurrenz, was in der Endabrechnung Rang 3 in der Bretterwertung auf Brett 1 bedeutete. Noch dazu verteilte Eva Moser in Zeitnot einige Geschenke, nichtsdestotrotz ist die Bronzemedaille ein toller Erfolg für die 21-jährige BWL-Studentin.

An der Spitze blieb der Kampf bis zur letzten Runde spannend. Schlussendlich gewann Armenien dank einer herausragenden WGM Danielian vor Ungarn (wie schon üblich ohne die Polgar-Schwestern) und den Favoritinnen aus Russland.

Bei den Herren ging ein NÖ-lastiges Team an den Start: Die Wr. Neustädter Staatsliga-Recken Volkmann und Schroll spielten auf den Brettern 1 und 4, dazwischen Christian Weiß, schon länger als zehn Jahre Legionär bei Pöchlarn, und ich. Selbst der Kapitän Ilja Balinov, aus Plovdiv gebürtig, spielte in der letzten Saison für Baden.

Doch nur Friedrich Volkmann spielte ein gutes Turnier, die hinteren Bretter verzeichneten einen kollektiven Leerlauf, was unter anderem zu einem schmählichen 1-3 gegen Luxemburg führte. Einzig gegen das junge und nicht zu unterschätzende türkische Team spielten wir erfrischend auf und punkteten auf allen Brettern voll. Durch weitere knappe Erfolge gegen Wales und Irland konnten wir jeweils dem „spielfrei“ entrinnen, doch die 1-3 Niederlage in der Schlussrunde gegen Island ließ uns auf einen blamablen Endrang zurückfallen.

An der Spitze spielte das russische Team höchst effizient und hielt mit konstanten 2½-1½ Siegen die Konkurrenz klar auf Distanz. Im offenen Kampf um Platz 2 machte schließlich Israel vor Georgien das Rennen, beide Nationen konnten sich erstmals bei Herrenbewerben in den Medaillenrängen klassifizieren.

Mag. Martin Neubauer

(1) IM Kristjansson (2403) - IM Neubauer (2434) [B08]

Mannschafts-EM Plovdid (9), 20.10.2003

 1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 g6 4.Sf3 Lg7 5.Le3 a6 6.h3 b5 7.e5 Sfd7 8.Sg5 Sb6 9.a4 b4 10.a5 bxc3 11.axb6 0–0 12.e6 Lxe6 13.b7 Ta7 14.d5 cxb2 15.Tb1 Txb7 16.dxe6 f6 17.Sf7 Dc8 18.Lc4 c6 19.Sxd6 exd6 20.e7+ Tf7 21.Dxd6 De8 22.Lc5 Sd7 23.Dxc6 Tb8 24.Lxf7+ Kxf7 25.Dd5# 1–0

(2) Moser,E (2339) - Peng Zhaoqin (2438) [B20]

EuTCh w Plovdiv BUL (1), 11.10.2003

Eva Moser sammelte in ihrer Karriere schon viel Erfahrung in der Behandlung des geschlossenen Sizilianers. In der ersten Runde gelang ihr ein Musterbeispiel: Langsam, aber sicher baut sie den Angriff am Königsflügel auf, bis sie die Gegnerin mit  37.f5+ schließlich völlig einschnürt. 1.e4 c5 2.d3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.f4 e6 6.Sf3 Sge7 7.0–0 d5 8.c3 b6 9.Sa3 La6 10.e5 h5 11.Le3 Dd7 12.Lf2 Sf5 13.Dd2 Lf8 14.Tfd1 Td8 15.Sc2 d4 16.c4 Le7 17.De2 Lb7 18.Sd2 Kf8 19.Se4 Kg7 20.Se1 a6 21.Sf3 b5 22.b3 Dc7 23.h3 bxc4 24.bxc4 Tb8 25.g4 hxg4 26.hxg4 Sh6 27.Sh2 Sa7 28.Tab1 Lc6 29.Lf3 Txb1 30.Txb1 Tb8 31.De1 Sc8 32.Txb8 Dxb8 33.Lh4 Lxe4 34.Lxe4 Lxh4 35.Dxh4 Db1+ 36.Sf1 Sg8 37.f5 Dc1 38.f6+ Kf8 39.g5 Sb6 40.Lg2 Sd7 41.De4 Db2 42.Dc6 1–0

(3) IM Neubauer,M (2434) - GM Kallio,H (2493) [B22]

Mannschafts-EM Plovdid (6), 17.10.2003

1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.d4 cxd4 5.Sf3 Sc6 6.Lc4 Sb6 7.Lb3 g6 Dieses scharfe System kam vor ca. 7 Jahren in Mode: Schwarz weicht von der Hauptvariante 7...d5 ab, die zu sehr remisverdächtigen Stellungen führen kann. 8.Sg5 d5 9.exd6 e6 10.Df3 Se5 11.De4 Lxd6?! Dieser Zug hinterlässt bedenkliche Löcher am Königsflügel. [Die Hauptvarianten lauten: 11...Dxd6 12.0–0 Lg7 13.cxd4 Sc6 14.Td1 0–0; 11...Lg7 12.cxd4 Sec4 13.Sf3 Sxd6 14.De2 Sf5 , jeweils mit komplizierten Spiel.] 12.cxd4!? [Eröffnungsexperte Bangiev schlägt 12.Dxd4 0–0 13.0–0² vor.] 12...Sc6 13.Sf3 a5?! Die Schwäche der Felder a5 und b5 wiegt wahrscheinlich schwerer als die der Felder a4 und b4. 14.a4 Le7 15.Sc3 Ld7 16.Lh6! Hält den König in der Mitte fest, dadurch kommt der Turm h8 nicht ins Spiel. 16...Sb4 17.Se5 Lc6 18.Df4 Legt den Finger auf die Wunde f7. 18...Lf6 19.Td1 Tg8 [Interessant ist 19...Lxg2!? 20.Lg5 (20.Tg1? Ld5 21.Lg5 Lxb3 22.Lxf6 S6d5–+) 20...Sd7 21.Tg1 Ld5 (21...Lc6 22.h4!‚) 22.Sxd5 exd5 23.Sxd7 Lxg5 24.Txg5 Dxd7 25.Te5+ Kf8 26.Dh6+ Kg8 27.Kf1‚] 20.Lg5 Sd7 21.0–0 h6 22.Lxf6 [Vielleicht kann man auf h6 nehmen, obwohl dann der Läufer ins Abseits gerät: 22.Lxh6!? g5 23.Dg4 Lxe5 24.dxe5 Tg6 25.Dh5 De7 26.Tfe1 0–0–0 27.g3±; Keinen Vorteil verspricht 22.Sxc6 hxg5! (22...Lxg5 23.Sxd8 Lxf4 24.Sxb7 Ke7 25.Tfe1 Tgb8 26.Sc5 Sxc5 27.dxc5; 22...bxc6 23.Lxf6 Dxf6 24.Dxh6±) 23.Sxd8 gxf4 24.Sxb7 Ke7 25.Tfe1 Tgb8 26.Sc5 Sxc5 27.dxc5 Td8©] 22...Dxf6 23.De3 0–0–0? Der Schwarze glaubte das Schlimmste überstanden zu haben und ignorierte die Gefahren,  die nach der langen Rochade auf ihn lauern.  [Schwarz muss nach Vereinfachungen streben: 23...Sxe5 24.dxe5 Dg5 25.Se4!? (25.Dxg5 hxg5 26.Td4 Ke7 27.Tfd1² Die Schwäche des Bauern g5 garantiert dem Weißen einen kleinen, aber angenehmen Vorteil.) 25...Dxe3 (25...Lxe4 26.Dxe4 Sc6 27.f4 Dg4 28.Lc4±) 26.Sd6+ Ke7 27.fxe3 Tgf8 28.Tf6² Nach 29.Taf1 hängt f7, nach Le8 geht Lxe6.] 24.Sxf7! [Es gab noch eine andere gute Alternative: 24.Sc4! b6 (24...Sd5 25.Sxd5 Lxd5 26.Sxa5+-) 25.d5! Öffnet das Spiel gegen den schwarzen König. (25.Sd6+ Kb8 26.Sxf7 Dxf7 27.Lxe6 Dg7 28.Lxg8 Txg8 29.d5 Lb7 30.Tfe1±) 25...Sxd5 (25...exd5 26.Sxb6+ Sxb6 27.Dxb6 d4 28.Sb5+-) 26.Sxd5 Lxd5 27.Sxb6+ Sxb6 28.Dxb6+-] 24...Dxf7 25.Lxe6 Dg7 26.d5 Th8 27.dxc6 [Ein schnelleres Ende versprach 27.Da7!+- mit entscheidendem Angriff auf den schwarzen Monarchen. 27...The8 (27...De5 28.Da8+ Db8 29.Dxa5) 28.Da8+ Kc7 29.Dxa5+ Kb8 30.Dxb4] 27...Sxc6 28.Sb5 Kb8 29.Ld5 [Mein Zeitguthaben war bereits sehr limitiert, so beschloss ich, den Läufer zu behalten. Einfacher 29.Lxd7! Txd7 30.Dg3+ Ka8 (30...De5 31.Txd7; 30...Kc8 31.Txd7 Dxd7 32.Sd6++-) 31.Txd7 Dxd7 32.Dxg6+- Mit zwei glatten Mehrbauern.] 29...De5 30.Dxe5+ Scxe5 31.f4 Sg4 32.Le6 Sgf6 33.Lf7 Sc5 34.b3 b6 35.Lxg6 Sxb3 36.Sd6 Sc5 37.Sf7 Txd1 38.Txd1 Tg8 39.f5? Sperrt den eigenen Läufer aus. [39.Se5±] 39...h5? [Hier verpasste Schwarz die Chance zu gutem Gegenspiel: Nach 39...Sxa4™ 40.Sxh6 sind die schwarzen Bauern am Damenflügel genauso gefährlich wie die weißen am Königsflügel, denen die eigenen Figuren im Weg stehen. 40...Tf8 41.g4 (41.Sf7!? Kc7 42.Tc1+ Sc5 43.h4 a4 44.h5 a3 45.h6 a2„) 41...Sc3 42.Td3 Sfe4 43.h4 a4„] 40.Td6 Sce4 41.Txb6+ Ka7 42.Tb5 Tc8 43.Txa5+ Mit drei Mehrbauern ist in der Folge alles klar, wenngleich der Schwarze mit Turm und zwei Springern noch einen Angriff versucht. Nach der "Rückgabe" bzw. dem Verlust der Qualität entscheidet der Freibauer auf f.  43...Kb6 44.Tb5+ Ka6 45.Tb1+- Tc2 46.Se5 Sc3 47.Te1 h4 48.Sd3 [48.Sf3! h3 49.gxh3] 48...Ka5 49.Sf4 Td2 50.Sh5 Sg4 51.h3 Se2+ 52.Kh1 Sf2+ 53.Kh2 Sd4 [53...Sd3 54.Tf1 Se5 55.Le8] 54.f6 Sf3+ 55.gxf3 Sd3+ 56.Kg1 Sxe1 57.Le4 Td7 58.Sf4 Td8 59.Kf2 Sc2 60.Lxc2 Td2+ 61.Ke3 Txc2 62.f7 Tc3+ 63.Ke4 Tc4+ 64.Kf5 Tc5+ 65.Kf6 Tc6+ 66.Se6 Txe6+ 67.Kxe6 1–0

(4) Volkmann,F (2452) - Spice,A (2181) [C04]

EuTCh Plovdiv BUL (4), 14.10.2003

 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Sc6 4.Sgf3 Sf6 5.e5 Sd7 6.Sb3 a5 7.a4 b6 8.Lb5 Scb8 9.Sg5 h6 10.Sxe6 fxe6 11.Dh5+ Ke7 12.Lg5+ hxg5 13.Dxh8 La6 14.Dh5 De8 15.Dxg5+ Kf7 16.Dh5+ g6 17.Dg4 c6 18.Lxa6 Sxa6 19.h4 Lg7 20.h5 gxh5 21.Txh5 De7 22.Tg5 Tg8 23.Dh5+ Kf8 24.Tg3 Th8 25.Df3+ Df7 26.De2 Th1+ 27.Kd2 Lh6+ 28.Kc3 De7 29.Df3+ Ke8 30.Tg8+ Sf8 31.Txf8+ Lxf8 32.Txh1 Db4+ 33.Kd3 c5 34.Th7 c4+ 35.Ke2 Le7 36.c3 1–0


Jeder Teilnehmer ein Gewinner:

Integrationsturnier in der Loich

Der Ort „Loich“ dürfte selbst vielen Niederösterreichern unbekannt sein, denn das von der Landwirtschaft geprägte 650-Seelen-Dorf liegt in einem Seitental des hinteren Pielachtals verborgen. Im lokalen Sprachgebrauch wird der Ortsname übrigens immer mit dem bestimmten Artikel verbunden, wie das ja auch bei „der Schweiz“ der Fall ist. Schön langsam steigt jedoch der Bekanntheitsgrad der Loich in der Schachszene. Grund dafür ist das „Integrationsturnier“, das dieses Jahr bereits zum vierten Mal ausgetragen wurde. Blinde und Sehenden messen sich nicht nur im Schachspiel, sondern lernen sich auch abseits des Brettes näher kennen.

Als Organisator fungierte in bewährter Weise Gerhard Zipko, der sich mit vollem persönlichen Engagement dafür einsetzt, dass sich die Teilnehmer rundum wohl fühlen. Zudem übertrifft er sich bei der Sammlung von Sachpreisen jedes Jahrs aufs Neue: Neben einem „Grundpaket“ an Sachpreisen wurden sämtliche Teilnehmer zu drei weiteren „Preisrunden“ nach vor gebeten. Garantierte Preise für jeden – ein Argument, sich das Turnier nicht entgehen zu lassen.

Ein weiterer Grund für die Teilnahme könnte die familiäre Atmosphäre sein, die das Turnier prägt: In der gemütlichen Gaststube sammeln sich nach Partieende fast alle Spieler, um das Geleistete und vieles andere mehr zu besprechen oder mit dem Bürgermeister und anderen lokalen Größen zu konversieren. In der Begegnung durch das Gespräch erhielten Blinde und Sehende Einblicke in die Welt der anderen, wovon beide Seiten menschlich profitieren – daher auch die von mir gewählte Überschrift.

Aufgrund ihrer ruhigen Lage hat die Loich weiters das Potenzial, als Geheimtipp für die Kombination „Schach und Erholungsurlaub“ entdeckt zu werden. Da in einem Seitental gelegen, gibt es keinen Durchzugsverkehr, die Zimmer sind günstig, Wanderwege laden zum Kennenlernen der Natur des Voralpengebietes ein. Wen diese Schilderungen interessieren, der merke sich den August 2005 vor, denn das Turnier wird nur alle zwei Jahre ausgetragen.

 Der arithmetische Zufall führte zum „idealen Mischverhältnis“ von 12 Sehbehinderten – drei davon aus Deutschland angereist - und 12 Sehenden. Unter der Leitung des souveränen Schiedsrichters Kaweh Kristof gingen neben mir Exstaatsmeister FM Röhrl und Mk Koller als Favoriten ins Rennen. Dass der Turniersieg alles andere als einfach zu erringen sein wird, musste ich bereits in der ersten Runde zur Kenntnis nehmen, als ich mich gegen den Organisator Gerhard Zipko durch ein Remisangebot retten musste. Röhrl opferte gegen den mehrmaligen deutschen Blindenmeister Sand für ein Dauerschach, nahm danach jedoch Koller ein interessantes Turmendspiel ab. Da ich gleichfalls Koller besiegen konnte und das direkte Duell mit Röhrl Remis endete, entschied sich das Turnier erst in der Schlussrunde. Während Röhrl gegen Arnold in zweischneidiger Stellung ins Remis einwilligte, konnte ich dem deutschen Jagdhuber in hartem Kampf den Punkt abnehmen. Er belegte in der Endabrechnung dennoch als bester Blindspieler Platz 5. Gemäß der Setzliste landete Koller auf dem dritten Rang.

Stark spielten die Grestner auf: Grissenberger, als Nummer 12 gesetzt, wurde Vierter, Ifkovits lehrte selbst einem IM das Fürchten, gewann mehr als 80 Elopunkte und damit auch seine Elokategorie.

Teilnehmer, Organisatoren und Loicher Honoratioren lobten beim gemeinsamen Abschlussessen das Turnier und kündigten an, die junge Tradition des Integrationsturnier fortleben zu lassen bzw. gerne wiederzukommen, wenn die Loich 2005 wieder zum Treffpunkt sehbehinderter, sehender und Ruhe suchender Schachfreunde wird.  

Mag. Martin Neubauer

(1) Zipko (1807) - Neubauer (2400) [C01]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.exd5 exd5 4.Sf3 Sc6 5.c3 Ld6 6.Ld3 Sge7 7.0–0 Lg4 8.Le3 Dd7 Die Abtauschvariante in der Französischen Verteidigung gilt als sehr Remis-verdächtig, der Schwarze kann durch eine asymmetrische Aufstellung aber sehr gut Spannung erzeugen. 9.Sbd2 Sg6 10.Dc2 Sce7 11.Tfe1 0–0 [11...0–0–0 erhöht die Spannung. Ich sah jedoch davon ab, da mir nach 12.c4 dxc4 13.Lxc4 die schwarze Königsstellung nicht gefiel und der Bauer f7 schwach wirkt.] 12.Lg5 f6 13.Lh4 Lf5 14.Lg3 Lxd3 15.Dxd3 Sf4 16.Lxf4 Lxf4 17.De2 Sf5 18.De6+ Dxe6 19.Txe6 Tfe8 20.Tae1 Txe6 21.Txe6 Kf7 22.Te2 c6 23.h3 Lc7 Beide Seiten haben nun, was sie wollten: Weiß hat das Material beträchtlich reduziert und wähnt sich daher dem Remis nahe. Schwarz hofft darauf, seine kleinen positionellen Vorteile irgendwann einmal konkretisieren zu können:1.) Er hat den potenziell guten Läufer.2.) Er steht mit dem König schon aktiver.3.) Er kontrolliert die Zentrumsfelder, was im Kampf gegen Springer besonders wichtig ist.4.) Die Bauernstruktur ermöglicht eine Expansion auf beiden Flügeln. 24.Kf1 Sd6 25.Se1 h5 26.Sd3 a5 27.a4 g5 28.Se1 b5 29.axb5 cxb5 30.Sc2 Sf5 31.Se3 Sxe3+ 32.Txe3 Schwarz hat spürbare Fortschritte gemacht. Jetzt sollte er vielleicht Lb6 spielen, um den Bd4 ins Visier zu nehmen. 32...Ld6 33.Ke2 b4? der Vorstoß wirkt verfrüht. Es ist besser, erst weiter Raum zu gewinnen, zum Beispiel mit a4 oder Th8 (bzw. g8) und g4.  34.cxb4 axb4 [34...Lxb4!?] 35.Kd3 Ta1 36.Te2! um sich den Bg2 mit f3 decken zu können. 36...g4 37.hxg4 hxg4 38.f3 f5 39.fxg4 fxg4 Nun sind zu viele Bauern vom Brett, als dass Schwarz noch Gewinnchancen hätte. Im Gegenteil, alle seine Bauern neigen zur Schwäche, während die weißen Figuren gut kooperieren. 40.Sb3 Td1+ 41.Kc2 Tg1 42.Sc5 Le7 43.Sd3 Lf6 [Es war an der Zeit, sich mit 43...Ld6 44.Kb3 Td1 ins Unentschieden zu fügen.] 44.Sxb4 Lxd4 45.Sxd5 g3 46.Sf4 Lf2 47.Kd3 Td1+ Hier nützte ich meinen IM-Bonus, um ein Remisangebot zu lancieren: Weiß steht besser, obwohl Schwarz aufgrund des reduzierten Materials über gute Rettungschancen verfügt.  ½–½


Schach in Brasilien

1993 und 1995 nahm ich an U-26-Mannschafts-Weltmeisterschaften in Brasilien teil, dabei habe ich das Land kennen und lieben gelernt. Meinen Traum, dort für einige Zeit zu leben, verwirkliche ich seit Mitte November.

Eigentlich wollte ich meinem Hauptberuf nachgehen, also Deutsch unterrichten, was aber an visarechtlichen Gründen beziehungsweise der ungenügenden Vorbereitung scheiterte. So nutze ich nun mein zweites Standbein, das Schachspiel, um mir den längeren Aufenthalt teilweise zu finanzieren.

Das Schachleben in Brasilien erlebt seit einigen Jahren einen steten Aufstieg. Mit Leitão und Vescovi, die teilweise in der Weltspitze mitspielen (Vescovi gewann soeben das stark besetzte Großmeisterturnier auf den Bermudas), stieg die Zahl der Großmeister auf 6. Die Legende Mecking kehrte nach längerer Absenz wieder in die Turnierarena zurück. Die Zahl der Turniere nimmt ständig zu, zudem bahnt sich systematische Nachwuchsarbeit an. Fast alle Spieler mit einer Elozahl über 2100, die ich kenne, arbeiten hauptberuflich als Schachtrainer an Schulen oder werden von der Prefeitura, also von der städtischen Verwaltung bezahlt. Darüber hinaus scheint sich der Regierungswechsel vom Jänner dieses Jahres – Lula von der Arbeiterpartei löste den konservativen Cardoso ab – positiv für das Schachspiel auszuwirken. Der neue Sportminister spielt selbst Schach, stattete beispielsweise der brasilianischen Meisterschaft im Jänner einen Besuch ab und plant Schach verstärkt an Schulen und in den Favelas, den Armenvierteln zu verbreiten: Neue Arbeitsplätze für Schachtrainer zeichnen sich ab.

Für mich als Spieler sind naturgemäß Open interessanter, und da existieren – neben wenigen individuell organisierten Events – zwei große Serien: Die des nationalen Verbandes, Aberto do Brasil, in ganz Brasilien, und der Copa São Paulo der Föderation des Bundesstaates São Paulo (FPX), die über das aktivste Schachleben verfügt. Dabei gibt es einige Unterschiede zu den in Österreich gespielten Open: Sämtliche Open werden 6-rundig ausgetragen, was aber zu erstaunlich wenig Problemen mit der Farbverteilung führt. Diese 6 Runden werden in drei Doppelrunden durchgezogen, die Bedenkzeit entspricht dabei den FIDE-Vorstellungen, also 1 Stunde für 23 Züge plus eine Stunden bis zum Ende der Partie beziehungsweise bei nur national gewerteten Bewerben 90 Minuten für die ganze Partie. So dauert ein Open nur von Freitag bis Sonntag, die Doppelrunden empfinde ich allerdings als stressig, der „Genuss“ des Schachspiels kommt für mich zu kurz.

Eine weitere Überraschung für mich war, dass die Spieler selbst Uhr und Figuren mitbringen müssen; laut Reglement hat der Weiße für die Uhr, der Schwarze für die Figuren zu sorgen, was zu einem gewissen „Heimvorteil“ des Schwarzen führen kann, wenn er an die unorthodoxe Farbe oder Form seiner Figuren gewöhnt ist.

Daneben organisieren sowohl der nationale Verband als auch die FPX geschlossene Turniere, um IM-Normen zu ermöglichen. Als ausländischer Titelträger, der sich im Land aufhält, werde ich auch dazu eingeladen. Die Kondition dabei sind für österreichische Verhältnisse recht gut. Selbst bei Opens bekommt man als IM Hotel und Verpflegung bezahlt, wovon man bei uns nur träumen kann.

Nach zwei Turnieren zu Beginn meines Aufenthalts in Brasilien legte ich eine schöpferische Pause ein, seit Mitte Jänner reise ich aber ununterbrochen von Turnier zu Turnier: Beim Open in Brasilia traf ich mit 4/4 auf den amtierenden Präsidenten des brasilianischen Schachverbandes, GM Darcy Lima. Ich übte mit Weiß ständig Druck aus, war aber bei knapper Zeit gegen Ende der Partie nicht in der Lage, ein einfaches Mattmotiv mit Turm und Läufer gegen Turm zu finden. In der Schlussrunde versuchte ich mit Schwarz gegen den Spitzenreiter Luis Coelho zu gewinnen, er verteidigte ein für ihn kritisches Endspiel aber ausreichend, somit blieb in der Endwertung der 4. Platz.

Danach nahm ich an drei Turnieren im Westen des Bundesstaates São Paulo teil. Bei einem IM-Turnier in São José do Rio Preto belegte ich mit 6/9 den zweiten Platz hinter Luis Coelho, der seine dritte IM-Norm realisierte und somit in Kürze der derzeit jüngste IM Brasiliens sein wird. Beim Open im gleichen Ort spielte ich mit 4/4 gegen meinen Zimmerkollegen, den IM José Cubas aus Paraguay (2439), und konnte mit Weiß gewinnen. Ein Remis in der Schlussrunde reichte zum ersten Platz nach Wertung. Das Preisgeld wird in Brasilien in Schecks ausgezahlt und deshalb nicht geteilt, für die Zweitwertung existieren innovative Regelungen: Bei diesem Turnier wurde schon in der Ausschreibung festgelegt, dass nach Ende der letzten Partien zwischen den drei Wertungen Buchholz, bereinigte Buchholz und Progress gelost wird. Damit sollen Absprachen vor der letzten Runde vermieden werden, dem Glücksfaktor kommt allerdings eine höhere Rolle zu. Dass schließlich Buchholz als Zweitwertung gezogen wurde, sicherte mir den ersten Platz, aber auch meine Fortschrittspunkte waren besser.

Danach zog der Tross weiter an den Fluss Parana an der Grenze zum Bundesstaat Mato Grosso de Sul zum nächsten IM-Turnier: 7 der 10 Teilnehmer waren identisch, diesmal erreichte ich lediglich 5/9, während sich Vinicius Marques und Felipe El Debs mit 6/9 sowohl über den Turniersieg als auch über eine IM-Norm freuen konnten.

Was die Organisation von und Einladung zu Turnieren betrifft, agieren die Brasilianer in der Regel spontaner als in Europa gewohnt, eine längerfristige Planung ist daher nur beschränkt möglich. Für Mitte April plane ich jedoch an einem Turnier in der Nähe von Fortaleza teilzunehmen, das im Nordosten Brasiliens liegt und für seine schönen Strände bekannt ist – in Österreich auch als der Ort, wohin Peter Rosenstingl flüchtete. Weitere Berichte werden folgen.

Martin Neubauer

Neubauer,M (2420) - Lima,Darcy (2521) [C41]

Aberto do Brasil (5), 01.2003

1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 e5 4.Sf3 Sbd7 5.Lc4 Le7 6.0–0 0–0 7.Te1 c6 8.a4 b6 9.d5 cxd5 10.Sxd5 Sxd5 11.Lxd5 Tb8 12.Dd3 Kh8 13.b3 Sc5 14.De2 f5 15.exf5 Lxf5 16.La3 Dc7 17.Tad1 Tbc8 18.Sd4! exd4 [18...Ld7 19.Sb5 Db8 20.Lf3²] 19.Dxe7 Dxe7 20.Txe7 Lxc2 21.Txd4 Tfe8 22.Txe8+ Txe8 23.h4?! Zwei Gründe sprechen dafür, den Bauern möglichst schnell nach vorne zu bringen: potentielle Angriffsmöglichkeiten am Königsflügel und ein möglicher Tempogewinn, falls es zum absehbaren Rennen schwarzer Damenflügel versus weißer Königsflügel kommt. Dass sich nach Lxb3 zwei ungedeckte Bauern auf der 4. Reihe befinden, ist allerdings ein Nachteil, der schwerer wiegt. [23.h3] 23...Lxb3 24.Lxb3 Sxb3 25.Txd6 Kg8 26.Td7 Te1+ 27.Kh2 Te4 28.Lb2 [28.Txa7 Txh4+ 29.Kg3 Tc4 (29...Th6 30.Lb2 Tg6+ 31.Kh3 h5 32.f3 Kh7 33.Lc3 Sc5 34.Ld4²) 30.Ld6 h5 31.Le5 Tg4+ 32.Kh3 Sc5 33.f3 Tg5 34.Ld4²] 28...Txh4+ 29.Kg3 Txa4 30.Txg7+ Kf8 31.Txh7 Sc5 32.f3 a5 [32...Sd3!?] 33.Le5 Ta2 34.Kh3 Td2 35.g4 Sd7 36.Lf4 Td3 37.g5!? [37.Kg3 a4 38.g5 Kg8 39.g6 (39.Te7 Kf8 40.Th7=) 39...Sf8 40.Tb7 Sxg6 41.Txb6=] 37...Kg8 38.Te7 Txf3+ 39.Kg4 Td3 40.g6 [40.Kf5!? a4 41.g6 Td5+ 42.Ke6 Td1 43.Txd7 Txd7 44.Kxd7 Kg7=] 40...Td5 41.Lh6 Se5+? [Schwarz konnte einfach ein Remis erreichen, die Zeit war allerdings schon knapp. 41...Sf6+ 42.Kf3 Th5 43.Tg7+ (43.Lc1 Th3+ 44.Kg2 Th4 45.Lb2 Tg4+ 46.Kf3 Txg6 47.Te6 Kf7 48.Txb6=) 43...Kh8 44.Tf7 Txh6 45.Txf6 b5 46.Kg4! Kg7 (46...Th2 47.Kg5 b4 48.Tf8+ Kg7 49.Tf7+ Kg8 50.Tb7=) 47.Kg5=] 42.Kg3 Sxg6 43.Tg7+ Kh8 44.Txg6 Tb5 45.Le3 Kh7 46.Te6 Tb3 47.Kf4 b5 48.Kf5 a4 49.Te7+ Kg8 50.Kg6 Kf8 51.Kf6?? [Mit 51.Te4  ließ sich einfach eine letale Mattdrohung aufstellen, die ich selbst mit wenig Zeit auf der Uhr finden hätte sollen. 51...Txe3 52.Txe3 b4 53.Te4+-] 51...Tb1 52.Lh6+ Kg8 53.Le3? und Remis nach ca. 20 weiteren Zügen.[53.Tg7+! Kh8 54.Tb7 a3 55.Kg6 Tg1+ 56.Lg5+-]  ½–½

 (2) Neubauer (2420) - Cubas,F (2439) [C01]

Copa Sao Paulo Sao Jose do Rio Preto (5), 02.2003

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.exd5 exd5 5.Ld3 Sc6 6.a3 Le7 7.Lf4 Le6 8.Sf3 Lf6 9.Se2 Sge7 10.Se5 Lxe5 11.Lxe5 f6 12.Lf4 Dd7 13.Dd2 Lf5 14.f3 0–0 15.g4 Lxd3 16.Dxd3 Tae8 17.0–0–0 Sg6 18.Ld2 Te7 19.h4 Tfe8 20.Sg3 Tf7 21.Tdg1 Sge7 22.h5 f5 23.g5 g6 24.Tg2 Sc8 25.Tgh2 Tg7 26.hxg6 hxg6 27.Se2 Sd8 28.Sf4 Kf7 29.Db3 Sb6 30.Sd3 Sc6 31.c3 Ke7 32.Lf4 Kd8 33.Sc5 De7 34.Sxb7+ Kc8 35.Sc5 Tgg8 36.Db5 Sb8 37.Th7 c6 38.Txe7 [38.Txe7 cxb5 39.Tc7+ Kd8 40.Sb7#]  1–0

 (3) Neubauer (2420) - Marques,Vinicius (2318)

Internacional Ilha Solteira (3), 02.2003

Ich hatte in der Eröffnung einen ungesunden Bauern gefressen und danach hart gelitten. Das Ende war jedoch sehenswert: 25...Ld4 [Einfacher, aber ästhetisch weniger anspruchsvoll gewinnt 25...Se1 26.Lh3 (26.Le4 Df1#) 26...Sf3] 26.Le3 In meiner Vorausberechnung hatte ich mich auf diesen Zug verlassen: Wenn der Läufer nimmt, spiele ich Tf1 und gewinne aufgrund der Mattdrohung Txf7 die Dame zurück, oder??? 26...Lxe3 27.Tf1 Dg1+! 28.Txg1 Sf2# 0–1


Staatsmeisterschaft in Hartberg, 2003

 (4) Neubauer - Kummer [C42]

Staatsmeisterschaft Hartberg (4), 30.07.2003

1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6 4.Sf3 Sxe4 5.d4 d5 6.Ld3 Le7 7.0–0 Sc6 8.c4 Sf6 Die russische Verteidigung gilt als eine der solidesten Antworten auf 1.e4 und ist im Repertoire vieler Top-GMs. An dieser Stelle geben sie (z.B. Anand, Karpow) aber 8...Sb4 den Vorzug. 9.h3 Eine kleine Feinheit: [Auf 9.Sc3 könnte 9...Le6 10.c5 Lg4 folgen mit Druckspiel gegen d4.] 9...0–0 10.Sc3 h6?! [Besser ist noch immer 10...Sb4 mit der möglichen Folge 11.Le2 dxc4 12.Lxc4 c6 13.Te1 Sbd5] 11.a3 Le6?! 12.c5!? Ich entschied mich, die Position zu schließen und auf den Raumvorteil sowie die schlechte Stellung einiger schwarzer Figuren (Le6) zu bauen. [Der Zug h6 erlaubt auch den Übergang in eine aussichtsreiche Isolanistellung mit 12.cxd5 Sxd5 13.Lc2 Dd7 (13...Sxc3 14.bxc3 Lc4 15.Te1 Ld6 16.Sd2 Le6 17.Df3±) 14.Dd3 Sf6 15.Td1 Tad8 16.Le3²] 12...Sd7 13.Se2 Lf6 14.Lc2 Te8 15.Sf4 Sf8 Der Schwarze gruppierte seine Figuren geschickt um und konnte eine annähernd ausgeglichene Stellung erreichen. 16.Te1 [16.Sh5 Le7 17.Te1 g6] 16...g6 17.Le3 Lg7 18.Dd2 Dd7 19.Sxe6 Lf5 gehört natürlich verhindert. 19...Sxe6 20.La4! Diese Fesselung ist sehr unangenehm für Schwarz. Er hat keinen weißfeldrigen Läufer mehr, den man opponieren könnte, und muss entweder mit seiner Dame auf d7 verharren oder eine Verschlechterung seiner Bauernstruktur in Kauf nehmen. Zudem entschärft der Zug den schwarzen Druck gegen den Punkt d4.  20...h5 21.b4 a6 22.Lh6 Lh8 23.Lf4 Sxf4 24.Dxf4 Lg7 25.g4!? Die Marschrichtung ist klar: Öffnung der h-Linie und Angriff auf den schwarzen König. 25...hxg4 26.hxg4 Tad8 [Materielle Opfer, um aus der Schwächung der weißen Bauernstellung Profit zu ziehen, sind zwar interessant, reichen jedoch nicht aus: 26...Te4 27.Txe4 dxe4 28.Dxe4 Te8 29.Lxc6 bxc6 30.Se5±; 26...Txe1+ 27.Txe1 Te8 28.Txe8+ Dxe8 29.Dxc7 De4 30.Dc8+ Lf8 31.Lxc6 Dxf3 32.Lxb7 Dd1+ 33.Kg2 Dxd4 34.Lxa6+-] 27.Kg2 Kf8 [Spätestens jetzt musste Schwarz energisch das Problem des gefesselten Sc6 lösen: 27...b5 28.cxb6 cxb6 29.Lxc6 (29.Se5?! Lxe5 30.dxe5 b5 31.Lb3 De6„ …32.Te3 Sxe5 33.Tae1 Sd3) 29...Dxc6 30.Tac1 Df6 31.Dxf6 Lxf6 32.Txe8+ Txe8 33.g5 Lg7 34.Tc6 Te6 35.Tc8+ Lf8 36.Td8 Td6 37.Ta8²] 28.Se5 Lxe5 29.dxe5 De6 30.Tad1 d4 31.Td3! Die weißen Figuren gruppieren sich zum Schlussangriff auf den schwarzen König. 31...Dd5+ [31...g5 32.Dxg5 Dd5+ 33.Tf3 Sxe5 34.Dh6+ Kg8 35.Txe5 Dxe5 36.Tf5 De4+ 37.Kg3+-; 31...Sxe5 32.Lxe8 Dd5+ 33.f3 Sxd3 34.Dh6+ Kg8 35.Th1 De5 36.Dh7+ Kf8 37.Dxf7#] 32.Tf3 Sxe5 
XABCDEFGHY
8-+-trrmk-+(
7+pzp-+p+-'
6p+-+-+p+&
5+-zPqtR-+-%
4LzP-zp-wQP+$
3zP-+-+R+-#
2-+-+-zPK+"
1+-+-+-+-!
xabcdefghy
 33.Txe5! Txe5 34.Lb3 g5 35.Df6 Te6 36.Dxf7# 1–0

(5) Neubauer - Titz [B51]

Staatsmeisterschaft Hartberg (15), 10.08.2003
XABCDEFGHY
8r+-+-tr-+(
7+-+R+-zpk'
6-+-+Lvlp+&
5zpn+-+-+-%
4-+-+-zPP+$
3+-+-vL-+P#
2-+-+-+K+"
1+-+-tR-+-!
xabcdefghy
 In der Schlussrunde war mir ein klarer Vorteil gegen FM Titz entglitten. Obwohl die Damen vom Brett sind, ist der schwarze König  noch immer in Gefahr. 36.h4 Tad8? [Wie sich herausstellen wird, hat Schwarz gar keine Zeit mehr, um den Td7 zu schlagen. Er sollte daher den Le6 befragen, der die Hauptbedrohung für den schwarzen König darstellt. 36...Tfe8 37.Ld2!? Weiß muss sehr geschickt agieren, um etwas von seiner Initiative zu retten. (37.f5 gxf5 38.gxf5 Ted8„; 37.Lf7!? Te7 38.Txe7 Lxe7 39.Ld2ƒ) 37...Sd4 38.Lf7 Txe1 39.Lxe1 Td8 40.Ta7²] 37.h5 Txd7? 38.hxg6+ und das Mattnetz schließt sich:[38.hxg6+ Kxg6 39.f5+ Kh7 40.Th1+ Lh4 41.Txh4#]  1–0

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